Der Winter

– die beste Zeit um Bäume zu schneiden?

Der Winter wird häufig als die beste Zeit gesehen, um Bäume zu schneiden. Woher kommt diese Regel?

Bauern und Gärtner, dieRobinie Rauhreif traditionellerweise den Schnitt der Obstbäume durchführten, hatten schlichtweg im Sommer und Frühling keine Zeit für diese aufwendige detailreiche Arbeit. Daher fiel diese Tätigkeit in den Zeitraum vom späten Herbst bis in den Winter. Pfirsich-, Marille- und der Walnussbaum wurden jedoch schon immer über- wiegend im Sommer geschnitten.

 

Was geschieht bei der Entfernung eines grünen Astes, bei einem Schnitt in lebendes Holz?

Äste und Stämme sind wasserführende Leitungssysteme, die bei einem Schnitt geöffnet und beschädigt werden. Der Schaden besteht darin, dass sie austrocknen, also Luft in ein wassergesättigtes Leitungssystem eindringt. Der Wassergehalt sinkt unter den Fasersättigungspunkt und erst dann können Mikroorganismen effektiv das Holz besiedeln das durch Pilze letztendlich abgebaut wird.

Bäume trachten danach, diesen Austrock-  nungsvorgang hintan zu halten und reagieren in minutenschnelle auf den Eintritt von Luft in das Leitungssystem Holz. Dieser Vorgang wird Abschottung genannt.

Nadelbäume verschließen mit dem abnehmen-   den Wasserstrom Membranverschlüsse und Verharzen die Wundstellen. Laubbäume rea-  gieren zusätzlich mit dem aktiven Verstopfen   der trocken gefallenen Leitungsbahnen. Es handelt sich dabei um innere Wachstumsprozesse, die bekannterweise nur im Frühling und Sommer stattfinden können.

Die Befürchtung, dass Wasser in Holz eindringt und es dann morscht, ist bei verbautem Holz berechtigt, bei lebenden Bäumen fachlich nicht zutreffend.

Das Schlimmste, was einer Pflanze zustoßen kann, ist kein Wasser mehr leiten zu können, um es den Blättern für die Photosynthese zur Verfügung stellen zu können. Es ist Irrtum, dass Wasser in lebenden Bäumen eine Holzfäule verursachen kann. Auch wenn sich diese Irrmeinung hartnäckig hält und weit verbreitet ist, wird sie deswegen nicht richtig. Zwischen einem Dachstuhl aus totem, verbautem Holz und einem lebenden Baum bestehen wesentliche Unterschiede und der wichtigste ist, das erstere kein und letztere sehr wohl Wasser leiten sollte.

Tote, abgestorbene Äste sind abgeschottet und können jederzeit ohne negative Auswirkungen auf den Baum entfernt werden. Auch Äste geringeren Durchmessers, wie es beim regelmäßigen althergebrachten Obstbaumschnitt der Fall ist, können ohne größere Probleme im Winter geschnitten werden.

Überschreiten lebende Äste jedoch die Stärke eines Daumens deutlich, sollte mit deren Entfernung nach Möglichkeit bis in den Spätfrühling bzw. Sommer gewartet werden.

Dass es dann zu einem Ausrinnen, Verbluten oder sonstigen verstärkten Schäden kommt, ist fachlich weder begründet noch jemals wirklich beobachtet worden.

Warum werden den Pfirsich-, Marille- und Walnussbäume traditionellerweise schon immer im Sommer geschnitten?

Es handelt sich hierbei um Gehölze, die aus klimatisch günstigeren Gebieten bei uns eingeführt wurden. Bei diesen wärmebedürftigen Bäumen konnte unmittelbar und innerhalb eines kurzen Zeitraumes beobachtet werden, dass ein Schnitt im Winter starke Schäden verursacht.

Die übrigen Gehölze werden durch einen Winterschnitt ebenfalls stärker geschädigt als wenn dieser während der Vegetationsperiode erfolgte, nur sind diese Beeinträchtigungen verborgen und treten erst später zu Tage.

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